Die vergessene Revolution der Füllfederhalter
Schreiben war früher anstrengend
Schon Goethe wusste: "Die Tinte macht uns wohl gelehrt, doch ärgert sie, wo sie nicht hingehört." Die damals benutzte Kombination aus Tauchfeder, Tintenfass und Löschsand hatte natürlich nichts mit einem Füllfederhalter aus der heutigen Zeit zu tun. Es war eine komplizierte und auch mal frustrierende Schreibtechnik, die durch die Entwicklung der Füllfederhalter entscheidend verbessert werden konnte. Die bislang ältesten Aufzeichnungen für einen Füllfederhalter datieren aus dem Jahr 1657. Der älteste Füllhalter, den sie heute noch im Museum bestaunen können, stammt aus dem Jahre 1786. Im Laufe der folgenden Zeit wurde viel experimentiert, aber die Neigung zum Klecksen aufgrund des immer noch unregelmäßigen Tintenflusses der ersten Füllfederhalter bestand noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Es dauerte also noch sehr lange, bis es zur offiziellen Erfindung und Patentierung vom Füllhalter mit wirklich gleichmäßigem Tintendurchfluss kam. Es war schließlich ein Lewis Edson Waterman, der die Lösung für einen immer gleichmäßigen Tintenfluss im Füllhalter fand und sie sich am 12. Februar 1884 patentieren ließ. Dieses Datum gilt als Geburtstag für den modernen Füllfederhalter. Wie bei fast allen großen Ideen der Geschichte basierte die Lösung auf einem ganz einfachen Grundprinzip, in diesem Fall der wechselnden Oberflächenspannung von Flüssigkeiten. Waterman erkannte, dass ein Loch in der Schreibfeder von jedem Füllhalter dank des so genannten Kapillareffekts - der Gesetzmäßigkeit von steigenden Flüssigkeiten in engen Röhren - für einen gleichmäßigen Tintenfluss sorgen würde. Anfangs baute er noch im Hinterzimmer am Küchentisch diese neuen Füllfederhalter zusammen, die schon bald die Welt des Schreibens revolutionierten, die private und die geschäftliche.